Biografie Karl May
Die Anfänge und ein früher Fehltritt
Geboren wurde Karl May am 25. Februar 1842 in Hohenstein-Ernstthal im sächsischen Erzgebirge als Kind einer verarmten Weberfamilie. In seinem ersten Lebensjahr erblindete der Säugling; erst im Alter von vier Jahren glückte eine heilende Operation. May zeigte sich schon früh als phantasievolles Kind, das gerne und viel las.
Als guter Schüler wurde May auf das Lehrerseminar geschickt, übte diesen Beruf aber nicht lange aus. Ein Zimmergenosse zeigte ihn an, nachdem er eine von diesem ausgeliehene Uhr ohne vorherige Absprache über die Weihnachtstage mit in seine Heimat genommen hatte. Er wurde zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt und infolge seiner Vorstrafe war es ihm nun nicht länger möglich, das Lehramt auszuüben. Nach einer Serie von Eigentumsdelikten und Betrügereien verbrachte May zunächst zweieinhalb, dann vier Jahre im Zuchthaus.
Von der Haft zum berühmten Schriftsteller
Während seiner Haft entwarf May erste Geschichten, die er nach seiner Entlassung 1874 in Zeitschriften veröffentlichte. Ab 1879 erschienen im „Deutschen Hausschatz“ viele seiner berühmten Romane und Erzählungen, die ab 1892, ergänzt durch neu geschriebene Romane, als „Karl May’s gesammelte Reiseromane“ in Buchform herausgegeben wurden.
Karl May war inzwischen ein berühmter Schriftsteller und reicher Mann. Öffentlich trat er zuweilen kostümiert als Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi auf und behauptete, alle Abenteuer, die er beschrieben hatte, in Wirklichkeit selbst erlebt zu haben.
Kolportageromane und Rechtsstreitigkeiten
Während er sich 1899 auf der ersten und einzigen Orientreise seines Lebens befand, wurde der Verlag verkauft, in dem May von 1882 bis 1887 Kolportageromane verfasst hatte, die später als „abgrundtief unsittlich“ bezeichnet wurden. Um den Bekanntheitsgrad Mays zu nutzen, veranlasste der neue Verlagsbesitzer eine unautorisierte Wiederveröffentlichung dieser Romane, was insbesondere beim „Deutschen Hausschatz“, der als bedeutendes katholisches Blatt galt, zum Skandal führte. In der Folge führte May eine Fülle von Pressefehden und Prozessen um seinen guten Ruf. 1908 reiste er zum ersten Mal in seinem Leben nach Amerika. Karl May verstarb am 30. März 1912 in Radebeul.
Rezeption in der heutigen Zeit
Heute zählt May zu den meistgelesenen deutschsprachigen Autoren mit einer geschätzten weltweiten Auflage seiner Werke von 200 Millionen. Davon, dass May vielfältig rezipiert wird, zeugen z. B. zahlreiche Übersetzungen, Verfilmungen oder die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg.
Fortlaufende wissenschaftliche Aufmerksamkeit kommt seinem Leben und Werk etwa durch das Karl-May-Museum in Radebeul, das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal und die 1969 gegründete Karl-May-Gesellschaft zu.
Mehr Informationen finden Sie hier:
Karl May – Chronik seines Lebens
Zusammengestellt von Volker Griese
Husum-Taschenbuch
170 Seiten, broschiert
9,95 €
ISBN 978-3-89876-015-7
Husum Verlag
Die Chronik ist für den Leser als handliches Hilfsmittel zur ersten Information und als Nachschlagewerk gedacht. Wichtige Daten zum Leben und zur Textentstehung in Form einer Kurzbiografie werden verfügbar, indem sie alle bekannt gewordenen biografischen Fakten aufzeigt und sie durch eine Auswahl an Selbstzeugnissen, vor allem aus Briefen und Werken, ergänzt. So entsteht ein Einblick in die Werkstatt eines Schriftstellers, der zu einem der ersten Repräsentanten deutscher Geisteskultur gehört.